Der Mittagstisch Sankt Michael
19.00 Uhr an einem herrlichen Spätsommerabend. Es finden sich einige Interessierte in der TORHAUS-GALERIE ein, um dem Vortrag „Der Mittagstisch St. Michael“ zu lauschen. Pater Ludger Joos wird von Herrn Breitenbach – Mitglied des Kirchenvorstandes St. Michael – vertreten. Er und Frau Anna Werner-Parker – Leiterin des Mittagstisches – berichten über die Geschichte und ihre Arbeit, beantworten Fragen, und so entsteht ein eindrucksvolles Bild vom Mittagstisch St. Michael, der nicht nur eine warme Mahlzeit bietet, sondern Herzenswärme, Respekt und Toleranz.
Den Anstoß für die Gründung einer eigenen Suppenküche gab die Schließung des nahe gelegenen Imbisses. St. Michael hatte bis dahin Gutscheine ausgegeben, die in dem Imbiss eingelöst werden konnten. Am 01.04.1993 erfolgte die Eintragung als Verein und im Laufe der Zeit entstand eine gut eingerichtete Küche, in der Ehrenamtliche täglich eine warme Mahlzeit bereiten, ein Speiseraum, der es den Gästen ermöglicht, in einer schönen Umgebung eine warme Mahlzeit zu genießen. Unterstütz wird die Arbeit u. a. von Krankenhausküchen, Großküchen, die wöchentlich an bestimmten Tagen warme Mahlzeiten liefern, Lebensmittelspenden von Lebensmittelhändlern, der Göttinger Tafel und vielen mehr, so dass an den übrigen Tagen gekocht werden kann. Abgerundet wird das Angebot durch Straßensozialarbeiter, die regelmäßig in die Turmstraße kommen und vor Ort Beratungsgespräche führen.
Frau Werner-Parker berichtet sehr eindrücklich über ihre Arbeit bei der Tafel, von ihren Anfängen, bis hin zur Leitung des Mittagstisches. Es ist spürbar, dass sie mit sehr viel Herzblut diese Arbeit wahrnimmt und mit viel Engagement sich darum kümmert, dass die Gäste täglich eine warme Mahlzeit bekommen. Gäste, nicht Bedürftige, darauf legt sie großen Wert, dass sei eine Frage von Respekt und Würde. Denn viele kostet es große Überwindung, zu kommen und für ein geringes Entgelt ein Essen zu erhalten. Sie erzählt eindrücklich von den Schwierigkeiten der Obdachlosen, die keinen Zugang zu öffentlichen Toiletten oder Waschmöglichkeiten haben und somit ihre Kleidung solange tragen müssen, bis sie andere haben. Um auch hier etwas helfen zu können, hat der Mittagstisch im Keller einen Bereich mit Kleidung, Decken und Schlafsäcken.
Zu den Gästen gehören Obdachlose, Drogenabhängige und auch immer mehr ältere Menschen. Sie kommen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern auch aus dem Umland oder auch aus Northeim, so wie es ihnen möglich ist. Denn der Mittagstisch stellt für sie die einzige Möglichkeit, für einen geringen Betrag eine warme Mahlzeit zu bekommen. Und dabei auch in den Kontakt mit anderen Menschen zu kommen. Täglich werden 70 bis 80 warme Mahlzeiten ausgegeben, manchmal liefert eine Bäckerei auch Kuchen, eine Schlachterei gibt Wurstzipfel ab, so dass sich die Gäste eine Tüte mitnehmen können, damit es auch für ein Abendessen etwas gibt. Ebenso vielfältig setzt sich die Zahl der helfenden Hände zusammen. Männer und Frauen, unterschiedliche Religionen, verschiedenen Sprachen, aber mit dem gemeinsamen Wunsch zu helfen und jeder so wie er kann. Unterstützung kommt dann und wann auch von prominenten Politikern wie z. B. Thomas Oppermann oder Gruppen von Banken, die sich die Zeit nehmen, und dort helfen.
Vielleicht findet sich ja auch unter den Mitgliedern des Göttinger Verschönerungsvereins eine Gruppe, die gern einmal kochen und helfen möchte?!